Die Weiße Erdenzeche, deren Überreste, darunter Halden und das Huthaus, sich heute am Heidelsbergmassiv entlang der Schwarzenberger Straße in Aue befinden, ist ein bedeutendes Bergbauhistorisches Denkmal für die Stadt.
Ihre Geschichte reicht fast 300 Jahre zurück. Ende des 17. Jahrhunderts begann der Eisenerzabbau in Aue, und eine der wichtigsten Gruben war die Rote St. Andreas Fundgrube am Heidelsberg, die Erz für den Auer Hammer lieferte. Bei den Abbaumaßnahmen stießen Bergleute 1698 auf Kaolin, eine Art Tonerde, die in der Porzellanherstellung verwendet wird.
Der Besitzer der Roten St. Andreas Fundgrube, Veit Hans Schnorr der Jüngere, erkannte das Potenzial des Kaolins und eröffnete die Weiße St. Andreas Fundgrube für den Abbau. Das geförderte Kaolin wurde zunächst für Farben und Ziegel verwendet.
Parallel dazu experimentierte der Alchimist Johann Friedrich Böttger in Dresden mit der Herstellung von Porzellan. Er erkannte die hervorragende Qualität des Auer Kaolins für die Porzellanherstellung und setzte seine Versuche fort, nachdem sein Mentor, Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, verstarb.
1708 begann die Weiße St. Andreas Fundgrube mit der Lieferung von Kaolin an die Porzellanmanufaktur Meißen, was einen wichtigen Wendepunkt in der Porzellanherstellung markierte. Sachsen konnte nun sein eigenes weißes Porzellan herstellen, wobei das Auer Kaolin eine entscheidende Rolle spielte.
Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen und dem Rückgang der Kaolinvorkommen wurde die Grube weiter betrieben, bis sie 1855 aufgrund hoher Kosten für die Porzellanmanufaktur Meißen eingestellt wurde.
Heute sind die Überreste der Weißen Erdenzeche ein wichtiges kulturelles Erbe und werden teilweise renoviert, um als Ausflugsgaststätte und Pension genutzt zu werden. Die Erhaltung dieses historischen Denkmals ist entscheidend, um die Bergbaugeschichte der Region zu bewahren.
Die Zeche als Lieferant für die Porzellanmanufaktur Meißen
Im Jahr 1708 ließ August der Starke Proben für geeignete Tonerden zur Porzellanherstellung von seinen sächsischen Bergämtern liefern. Mit einer Probe aus der Weißen Erdenzeche in Aue gelang es Ehrenfried Walther von Tschirnhaus angeblich, das erste Porzellanbecherchen herzustellen. Die Tonerde aus dieser Grube erwies sich als wichtiger Rohstoff für die Porzellanherstellung, weshalb der Besitzer, Veit Hans Schnorr, 1711 das Privileg erhielt, die neu gegründete Meißner Porzellanmanufaktur allein zu beliefern.
Kurfürst August der Starke verbot 1729 die Ausfuhr der Porzellanerde, und weitere Gruben in Sachsen, darunter die in Bockau und Grünstädtel, wurden aufgekauft und stillgelegt. Mandate von 1745 und 1749 drohten mit harten Strafen für die Ausfuhr von „weißer Erde“. Friedrich II. von Preußen beschlagnahmte dennoch Transporte aus Aue für seine Porzellan-Manufaktur in Berlin.
Ab 1745 strebte Kurfürst Friedrich August II. die Verstaatlichung der Zeche an und erwarb Kuxe. Seit 1752 überwachte ein staatlicher Kommissar den Betrieb. Die Qualität des Kaolins verschlechterte sich ab 1810, und die Porzellanmanufaktur wandte sich anderen Lieferanten zu. Die Zeche kämpfte mit sinkender Rentabilität, bis der Betrieb 1855 endgültig eingestellt wurde.
Das Gelände samt Huthaus ging 1912 an die Stadt Aue über. Seit 1994 verbindet ein Bergbaulehrpfad das Stadtmuseum Aue, die frühere Weißerdenzeche und den Oberen Vestenburger Stolln und lädt Besucher ein, die Geschichte des Bergbaus in der Region zu entdecken.